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25. März 2022 | Der Treasurer - Magazin

Digitalisierung des Avalgeschäfts

Von Carl E. Hoestermann

Im Treasury sind digitale Anwendungen schon seit langem weitverbreitet, doch im Bereich der Avale ist erst ein geringer Bruchteil der Prozesse digitalisiert. Dabei gibt es bereits Lösungen, die sicher, einfach und zuverlässig bedient werden können. Bis zu einer einheitlichen Softwarelösung ist der Weg aber noch lang.

Im Privaten schätzen wir alle den Komfort digitaler Anwendungen – gerade im Finanzbereich: Informieren, überweisen, das Portfolio managen. Das alles geht bequem über das Smartphone oder den PC, und das sogar finanzpartnerübergreifend von überall aus. Wenngleich mit Verzögerung, so hat sich der „digitale Komfort“ inzwischen doch auch in den Finanzabteilungen der Unternehmen durchgesetzt. Gerade durch die Coronakrise wurde das Thema noch einmal beschleunigt.

Allerdings bleiben weiße Flecken auf der Digitalisierungslandkarte. Das Avalgeschäft ist in den allermeisten Unternehmen einer davon. Die Prozesse werden oftmals unverändert analog und händisch umgesetzt. „Digital“ beschränkt sich auf den Austausch von E-Mails mit PDF-Anhängen. Urkunden werden noch immer auf dem Postweg verschickt, Rückfragen telefonisch geklärt, Daten manuell nachgetragen. Kurz: Es ist ein Prozess voller Medienbrüche und damit vieler möglicher Fehlerquellen, der zudem sehr langsam und aufwendig ist. Kaum ein Unternehmen behält dabei den vollständigen Überblick über sein gesamtes Avalportfolio.

Perfekt wäre ein einheitlicher, durchgängiger Digitalisierungsprozess ohne Systembrüche, der alle Einzelschritte und jeden Beteiligten einbindet. Eine anbieterübergreifende Plattform, die jederzeit erreichbar ist, die Kommunikation bündelt, Transparenz schafft und sensible Dokumente wie Avalurkunden sicher verwahrt, wäre sinnvoll. Es sollte eine Lösung sein, die zudem den gesamten Prozess archiviert und alle Vorgänge revisionssicher dokumentiert.

An unterschiedlichster Front wird bereits am Thema Digitalisierung des Avalgeschäfts gearbeitet. Viele Angebote sind bislang „bilateral“, weil sie von einer Bank oder einem Versicherer entwickelt und angeboten werden. Ein Unternehmen mit unterschiedlichsten Avalpartnern muss sich darum jedes Mal auf neue Schnittstellen, Bedienoberflächen und Eigenheiten einstellen.

Wirkliche Erleichterung und Transparenz würden hingegen Plattformen mit „Multi-Provider-Zugängen“ bieten, die die unterschiedlichen Partner vollumfänglich integrieren. Damit wären nicht nur Eingabefehlerquellen reduziert, auch könnten alle Beteiligten in einem „Cockpit“ stets die volle Transparenz ihrer Avalsituation haben und mögliche Handlungsnotwendigkeiten sofort erkennen.

Komplexer Prozess

Einige Lösungen, unter anderem auch von Gracher, sind bereits auf dem Markt. Viele Angebote bilden aber noch immer erst Ausschnitte des Gesamtprozesses ab. Und durchgesetzt hat sich bislang noch keine der aktuell am Markt erhältlichen Lösungen. Das hat unterschiedliche Gründe: Weil gleich mehrere Partner – Gläubiger, Schuldner, Bürgen und oft auch noch der Makler – involviert sind und miteinander vernetzt werden müssen, braucht es einheitliche Standards. Angesichts unterschiedlicher Bestandssoftware und rigider IT-Sicherheitsrichtlinien etc. ist der Austausch über Unternehmensgrenzen hinweg schwierig. Viele unterschiedliche Partner müssen an einen Tisch gebracht werden, damit es zu einer Vereinheitlichung kommen kann.

Die Vorteile des digitalisierten Avalgeschäfts sind offensichtlich. Bis sich aber alle Involvierten geeinigt haben – oder eine Lösung so überzeugend ist, dass sich ihr alle anderen anschließen –, wird es noch einige Zeit und viel Geduld brauchen. Schon heute aber sollte der Digitalisierungsgrad von Makler und Versicherer ein entscheidendes Auswahlkriterium im Avalgeschäft sein.

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