Zeichnungspolitik wird leicht restriktiver, aber bleibt stabil // Aktuelle Marktbefragung „gracher-Barometer“ durch Deutschlands führenden Kautionsdienstleister gracher // Alfons-Maria Gracher: „Die Preise haben sich stabilisiert.“
Offenbar kehrt mehr Gelassenheit im deutschen Markt der Kautionsversicherer ein. Zwar zeigen sich die 13 Versicherer – die für rund 80 Prozent des Gesamtmarkts in Deutschland stehen – etwas weniger zeichnungsbereit als noch Ende 2024. Doch insgesamt bleiben sie eine verlässliche Säule in der deutschen Unternehmensfinanzierung. Das aktuelle gracher-Barometer, das diesmal zur Jahresmitte 2025 die Versicherungsunternehmen zu einer Eigeneinschätzung von Zeichnungspolitik, Prämienentwicklung, Restrukturierungsfällen und einem 12-Monats-Ausblick befragt hat, zeigt keine drastischen Veränderungen. „Der Markt hat sich nach herausfordernden Jahren beruhigt“, beobachtet Alfons-Maria Gracher, Gründer und Geschäftsführer von Deutschlands führendem Kautionsdienstleister gracher. „Das Interesse der Unternehmen an Kautionsversicherungen bleibt groß. Die Versicherer bleiben zeichnungsbereit und schauen weiter sorgfältig hin. Aber sie wissen jetzt, wo Risiken drohen – und wo ihnen ein Rating zur Einschätzung ausreicht.“
„Gezielt wird beispielsweise nach Zoll- oder Lieferkettenrisiken gefragt – doch das betrifft nur ausgewählte Branchen. Der Bau ist davon weniger betroffen“, berichtet Gracher. In den exklusiven Barometer-Zahlen zeigt sich, dass im Vergleich zum Vorjahresende wieder etwas mehr Nüchternheit herrscht. Doch eine klare Aufwärtsbewegung ist auch noch nicht zu erkennen. Ende 2024 hatten die Versicherer in Summe so vehement wie fast noch nie in der mehr als fünfjährigen Geschichte des Barometers verneint, dass die Zeichnungspolitik im Bestandsgeschäft und Neukundengeschäft verschärft wurde. Auch Mitte des Jahres 2025 lehnt rund jeder dritte befragte Versicherer eine restriktivere Zeichnungspolitik im Bestand ab. Doch das gilt nicht für die Mehrheit.
Realismus statt Optimismus
Die Skepsis hält weiter an. „Wir beobachten den Markt und die Insolvenzentwicklung der Firmen genau und werden auf verändernde Entwicklungen reagieren“, schreibt ein Versicherer. Und ein anderer relativiert: „Politisch unsichere Zeiten machen Prognosen herausfordernd.“ Die Anzahl der Restrukturierungsfälle – im Vergleich zum Vorquartal – ist bei einer knappen Mehrheit etwa gleichgeblieben; bei den anderen Versicherern ist sie gestiegen.
Trotz Skepsis stabile Preise
Das zeigt sich auch beim 12-Monats-Ausblick. Fast alle Versicherer rechnen mit Bonitätsverschlechterungen. Das dürfte der aktuellen geopolitischen Unsicherheit geschuldet sein, die die Zuversicht offenbar eingetrübt hat. Doch auf die Zeichnungspolitik dürfte sich das nur wenig auswirken. Im Durchschnitt dürfte die Bereitschaft zur Zeichnung auch in den kommenden zwölf Monaten stabil bleiben.
Trotz dieser Skepsis wird nicht mit einem neuerlichen Preisschub gerechnet: Laut Barometer gibt es im Neugeschäft bei einer leichten Mehrheit einen Preisanstieg zwischen 5 und 10 Prozent. Im Bestandsgeschäft hingegen bleiben die Prämien bei 10 von 13 Versicherern stabil. Und bei wem sie steigen, steigen sie um 4-5 Prozent – nur in einem Fall um 10 Prozent. Für die kommenden sechs Monate rechnen ebenfalls nur 3 von 13 mit einem Preisanstieg. Damit ist die 6-Monats-Preisaussicht so stabil wie seit Herbst 2021 nicht mehr.
Restrukturierungsfälle bleiben auf hohem Niveau
Ein Grund für die Stabilität bei Preisen und Zeichnungsverhalten könnte auch der leichte Rückgang bei den Restrukturierungsfällen sein. Hatte beim Jahresend-Barometer die Anzahl der Restrukturierungsfälle bei den Versicherern vielfach zugenommen, ist sie jetzt bei einer knappen Mehrheit stabil geblieben. Alfons-Maria Gracher registriert im eigenen Geschäft einen deutlichen Rückgang von Krisenfällen: „Bislang stellt sich die Situation ganz anders dar als 2024, wir sehen in diesem Jahr deutlich weniger Restrukturierungsfälle bei unseren Kunden.“
Doch auch Gracher gibt bei allem Optimismus noch keine Entwarnung: „Unternehmen sollten das Thema Finanzierungssicherheit nicht unterschätzen. Bei der großen Mehrheit der Unternehmen laufen die Avallinien bis auf Weiteres. Doch wenn es Schwierigkeiten gibt, können sie rasch gestrichen werden – und dann könnte es zu einer Kettenreaktion unter den Finanzierern kommen.“ Gracher rät daher, sich mit Club-Deals – gerne auch aus Banken und Kautionsversicherern zusammen eine mehrjährige Verbindlichkeit der Linien zu sichern. „Das ist zwar etwas teurer, doch kann der Club-Deal-Vertrag in der Krise das Unternehmen schützen.“ gracher verfügt über das Know-how und die Erfahrungen mit Club-Deals.
Über das gracher-Barometer
Die Befragung zum „gracher-Barometer“ wird regelmäßig durchgeführt, um wichtige Entwicklungen im Markt für Kautionsversicherungen aufzuzeigen. Diesmal nahmen im Juni und Juli 2025 insgesamt 13 führende Kautionsversicherer an der Befragung teil. Diese Kautionsversicherer stehen für rund 80 Prozent des gesamten Marktvolumens in Deutschland. Bitte beachten Sie auch den regelmäßig veröffentlichten gracher-Kautionspreisindex zur aktuellen Prämien- und Bonitätsentwicklung.