Eine umfassende Lösung würde die Digitalisierung im Avalmanagement beschleunigen. Denn nur dann erhält das Treasury den vollen Überblick.
Die Digitalisierung hat zwar längst in den Treasury-Abteilungen der Unternehmen Einzug gehalten, doch viele Prozesse, speziell im Avalmanagement, sind weiterhin überwiegend analog. Dieser analoge Avalprozess ist umständlich und wird häufig noch per Post, per Fax oder per Aktenordner gemanagt. Da hat niemand einen umfassenden Überblick über den aktuellen Absicherungsstand, über Fristen, Kosten oder Bedarfe. In diesem Prozess ist die Digitalisierung bisher wenig vorangeschritten. Dabei gibt es eine Vielzahl digitaler Avalmanagement-Lösungen.
Banken, Versicherer, Softwarehäuser bieten unterschiedlichste Lösungen an. Doch genau darin liegt auch eines der zentralen Probleme: Weil jeder „seine“ Lösung für „seine“ Avale anbietet, gibt es noch längst keine echte Transparenz. Jede Einzellösung muss erst installiert und per Schnittstelle angebunden beziehungsweise über ein eigenes Online-Tool angewählt werden. Das ist Aufwand, der sich für die Unternehmen kaum lohnt. Zumal dabei meist nur ein Teil des gesamten Avalportfolios abgedeckt wird. Und damit ist die Arbeit im Treasury nicht getan: Die unterschiedlichen Ergebnisse müssten dann noch immer händisch in die individuellen Managementsysteme eingefügt werden, bis eine Gesamtsicht fürs Unternehmen erreicht wird. Das läuft analog und kann unnötige, fehlerbehaftete Systembrüche verursachen.
Keine bilateralen Lösungen
Darum bleiben die meisten Treasury-Abteilungen lieber beim etablierten Papier-System. Dabei könnte ein digitales Avalmanagement Treasurern eine schnellere, fehlerreduzierte und deutlich effizientere Bearbeitung ermöglichen sowie für mehr Transparenz über die Kosten sorgen, so dass Deckungslücken frühzeitig erkennbar wären. Auch die Banken und Versicherungen würden lieber heute als morgen auf ein digitales Avalmanagement umstellen. Doch zugleich möchten sie nicht von ihren Eigenentwicklungen lassen. Denn diese sind „maßgeschneidert“, jedoch auf die eigenen Anforderungen. Eine anbieterübergreifende Plattformlösung eines Softwareanbieters könnte hier Abhilfe versprechen. Banken und Versicherungen könnten auf der Plattform andocken, die Unternehmen selbst hätten nur einmal den erforderlichen Schnittstellen-Aufwand.
Den meisten Softwarehäusern fehlt es jedoch an einer ausreichenden Vernetzung in der „Avalwelt“ und zu den Nutzern in den Finanzabteilungen der Unternehmen, um sich als führende Plattform zu etablieren. Es gibt allerdings bereits erste von Beginn an als anbieterübergreifende Lösung ausgestaltete Plattformen, die tatsächlich auf Knopfdruck eine transparente Übersicht über alle bestehenden Verträge eines Unternehmens zu Kautionsversicherern sowie Preisvergleiche und mehr gestatten. Die hohe Nachfrage nach diesen Lösungen zeigt, wie groß das Interesse ist.
Zudem haben einige der Plattformen, die bisher auf dem Markt sind, noch einen „blinden Fleck“: Bankavale. In den vergangenen Jahren haben zwar viele Banken zumindest ihr Avalgeschäft heruntergefahren. Doch spielen sie weiterhin eine gewichtige Rolle im Gesamtmarkt. Ein digitales Avalmanagement ist erst dann wirklich umfassend, wenn sowohl Kautionsversicherer als auch Banken auf solch einer Plattform vertreten sind.
Sobald dieser Schritt, beispielsweise durch Kooperationen mit entsprechenden Spezialisten für Bankavale, getan ist, werden auch die Banken und Versicherer, die derzeit noch zögern oder sich an Eigenentwicklungen festhalten, andocken. Denn das haben digitale Plattformen gemein: Alles schart sich um den Marktführer, weil dort die eigenen und auch potentielle Kunden sind. Dauerhaft wird eine Plattform nur führend bleiben, wenn sie sich stets im Sinne der Nutzer weiterentwickelt. Dabei gilt es, die Möglichkeiten auszubauen, ohne dabei überkomplex zu werden. Die Chancen stehen gut, dass die Digitalisierung im Avalmanagement einen echten Schub erhalten wird.