Prämien sinken leicht, doch Ratinganforderungen steigen // Exklusive Marktübersicht durch Deutschlands führenden Kautionsdienstleister gracher // Alfons-Maria Gracher: „Der Markt ist weiter liquide, aber der Risikoappetit sinkt.“
Starker Start ins Jahr 2024: 60 Neuverträge sind in die Berechnung des gracher Kautionspreisindex (gracher KPI) für das 1. Quartal dieses Jahres eingeflossen. Das sind 50 Prozent mehr als Anfang 2023. Dabei war schon das vorausgegangene 4. Quartal 2023 bemerkenswert verlaufen. Gleich 100 Neuabschlüsse mit einem Volumen von je unter 10 Millionen Euro wurden verzeichnet – ein Rekordwert seit Beginn des gracher-KPI Anfang 2020. „Die Nachfrage nach Kautionsversicherungen ist groß“, beobachtet Gründer und Geschäftsführer Alfons-Maria Gracher. „Und die Versicherer stehen bereit, diese Nachfrage zu bedienen. Allerdings spiegeln die Konditionen das aktuelle Wirtschaftsklima.“ Mit durchschnittlich rund 18 Milliarden Euro Absicherungsvolumen und einem jährlichen Neuvertragsvolumen von etwa 2 Milliarden Euro ist der Finanzierungsspezialist gracher Deutschlands größter Kautionsdienstleister.
Entspannung bei Prämien?
Dabei haben sich die Preise zum Jahresbeginn etwas entspannt. Die Prämie für einen Neuvertrag liegt durchschnittlich bei 1,14 Prozent. Im Vorquartal hatte sie noch bei 1,27 Prozent gelegen. Sowohl die Prämien im Individual- als auch im Standardgeschäft (mit seinen weniger tiefgehenden Bonitätsanalysen) sind zurückgegangen. Dabei ist der Rückgang bei den Standardverträgen mit rund 0,24 Prozentpunkten deutlicher als im individuellen Segment (minus 0,06 Prozentpunkte) ausgefallen. Noch im Vorquartal hatte der Prämiensatz für das Standardgeschäft bei 1,406 Prozent gelegen. Zur realistischeren Einschätzung haben wir dabei diesmal zwei Kleinverträge mit sehr hohen Prämien herausgerechnet (Vergleich unsere Pressemitteilung zum gracher-KPI 4-23).
Allerdings sind die Ratinganforderungen jeweils um einen Notch gestiegen: Im Individualsegment von BBB- auf BBB (Standard & Poor’s); im Standardsegment von BB- auf BB. „Nominell sind die Prämien leicht gesunken, aber faktisch gab es eine Preiserhöhung“, erklärt Gracher. „Denn die Ratings sind ebenfalls verbessert. Aber dann müssten die Prämien – vorausgesetzt, das Preisgefüge wäre unverändert – eigentlich niedriger sein, als sie in diesem Quartal sind.“
Normalisierung der Konditionen
Diese Anpassungen waren zu erwarten, stellt Gracher fest: „Insgesamt sehen wir eine Normalisierung der Marktentwicklungen. Wir haben zwar in bestimmten Branchensegmenten anhaltend wirtschaftliche Schwierigkeiten und insgesamt einen verhaltenen konjunkturellen Ausblick. Aber die Kautionsversicherer schätzen das realistisch ein, ohne eine Übertreibung in die eine oder andere Richtung.“
Der Blick auf die vergangenen vier Jahre gracher-KPI zeigt einige bemerkenswerte Entwicklungen: Im 1. Quartal 2020 unmittelbar zu Beginn der Corona-Ausnahmephase lag der Neuvertragspreis leicht über dem 1. Quartal dieses Jahres; die Ausfallwahrscheinlichkeit aber nur bei 0,65 Prozent – also halb so hoch wie im aktuellen Quartal. „Corona-Pandemie und Energiekrise haben ihre Spuren auch im gracher-KPI hinterlassen“, sagt Gracher. „Aber das wirklich Bemerkenswerte ist, wie stabil der Kautionsversicherungsmarkt trotz dieses multiplen externen Schocks geblieben ist. Einzelne Anbieter haben zwar einmal pausiert, aber zu keinem Zeitpunkt gab es echte Schwierigkeiten, eine Kautionsversicherung zu erhalten.“
Anders als bei vielen Banken, wie gracher seit Jahren beobachtet. Die Nachfrage nach Kautionsversicherungen ist nicht zuletzt deshalb so hoch, weil Banken ihre Avallinien systematisch kürzen. „Wir haben derzeit mehr als ein halbes Dutzend Anfragen mit einem Volumen über je 100 Millionen Euro, weil sich die jeweilige Bank zurückgezogen hat“, berichtet Alfons-Maria Gracher. Dabei trifft die Abgabebereitschaft der Banken nicht nur aktuelle „Problemfälle“, sondern ebenso gute Bonitäten.
Liquiditätslage prüfen
So verlässlich sich die Kautionsversicherungen in der Vergangenheit und auch jetzt zeigen, sollten Unternehmen dennoch nicht unvorbereitet sein: Um Liquiditätsengpässe oder Verzögerungen bei der Beantragung von Bürgschaften zu vermeiden, sollten sie Kautionsversicherungsverträge nicht auf die lange Bank schieben. „Wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, wie schnell Unternehmen unerwartet in eine Liquiditätskrise geraten können. Darum sollte auch, wer keine Finanzierungsschwierigkeiten sieht, die Finanzierungsvorteile von Kautionsversicherungen nutzen.“ gracher ist dafür – aber auch für andere Finanzierungsbausteine wie Factoring, Asset-based Finance sowie Kreditversicherungen – mit seinem umfassenden Finanzierungs-Know-how der optimale Partner.
Zum gracher Kautionspreisindex:
Der KPI erfasst die vierteljährliche Prämien- und Ratingentwicklung anhand von zahlreichen Neuverträgen über Kautionsversicherungen. Im 1. Quartal 2024 sind 60 Neuverträge in die Daten eingeflossen. Diese Daten liegen gracher, mit einem durchschnittlichen Marktanteil von rund 50 Prozent im gesamten Neugeschäft die klare Nummer 1 im Kautionsversicherungsmarkt, exklusiv vor. In den gracher-KPI fließen bewusst nur Kreditzusagen bis 10 Mio. Euro ein, da einzelne große Kreditzusagen das Gesamtergebnis sonst zu sehr beeinflussen könnten.