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PRESSEINFORMATION – Trier, 03.08.2023

Preisindex für Kautionsversicherungen Q2/23: Kein Ende der hohen Preise in Sicht

Ratinganforderungen steigen weiter // Exklusive Marktübersicht durch Deutschlands führenden Kautionsdienstleister Gracher // Alfons-Maria Gracher: „Neue Versicherer kommen auf den deutschen Markt.“

Nach einem vor allem durch Sondereffekte geprägten scheinbaren Preisrückgang sind im 2. Quartal die Preise laut dem Gracher Kautionspreisindex (Gracher-KPI) wieder deutlich gestiegen: Sie erreichen den zweithöchsten Wert seit Beginn der Erhebungen Anfang 2020. Zugleich sind aber auch die Ratinganforderungen gestiegen. Mit BBB- (S&P-Ratingskala) erreichen sie Investmentgrade-Niveau. Das hatte es seit der massiven Disruptionen durch die Corona-Zeit nicht gegeben. Alfons-Maria Gracher, Geschäftsführer und Gründer von Deutschlands führendem Kautionsdienstleister kommentiert: „Eigentlich sieht man beim Sprung in den Investmentgrade-Bereich auch eine deutliche Preisanpassung. Doch die blieb aus.

Im 1. Quartal hatten deutliche Unterschiede in den Konditionen zwischen Individualprodukten und Standardverträgen zu einem scheinbaren Widerspruch geführt: Weil bei Standardprodukten die Preise offensichtlich nicht an die aktuellen Wirtschafts- und Branchenentwicklungen angepasst worden waren, waren im Durchschnitt trotz gestiegener Ratinganforderungen und Ausfallwahrscheinlichkeiten die Preise für Neuverträge gesunken. Bei der aktuellen Erfassung im 2. Quartal wirkt sich dieser Effekt nicht mehr so kräftig aus. Unterschiede gibt es dennoch weiterhin. Die Ratinganforderung für Individualverträge liegt weiterhin zwei Notches über der für Standardabschlüsse. Dadurch liegen die Prämiensätze, trotz nomineller Angleichung (Individual: 1,16 Prozent; Standard: 1,14 Prozent) weiter auseinander. Allerdings ist der Abstand zum Vorquartal geschrumpft. Von den insgesamt 64 Neuverträgen (Q1/23: 36) mit einem Volumen unter je 10 Millionen Euro – denn nur die erfasst der Gracher-KPI – ist etwa jeder zweite ein Standardprodukt.

Versicherer bleiben präsent – und neue kommen hinzu

Nach und nach fließen die Jahresabschlüsse 2022 in die Kalkulation der Versicherer ein und treiben die Preise weiter. Besonders hart trifft es derzeit Krisenfälle: Diese müssen mit bis zu einer Vervierfachung ihrer Prämien rechnen“, berichtet Marktkenner Gracher. Allen konjunkturellen Unsicherheiten zum Trotz bleiben die Kautionsversicherer aber stark im Markt engagiert. Das zeigt sich nicht nur an der hohen Zahl der Neuverträge im 2. Quartal, sondern auch am Interesse neuer Versicherer. Diese stammen teils aus Deutschland, aber auch aus Übersee. „Die haben Appetit auf den deutschen Markt, aber überstürzen nichts“, sagt Alfons-Maria Gracher. Ihre Konditionen seien mit denen etablierter Versicherer vergleichbar.

Dabei unterscheiden alle Versicherer weiter spürbar nach Branchen. Während der Energiesektor – einer der großen Gewinner des vergangenen Jahres – mit guten Zahlen glänzt und sich der Maschinen- und Anlagenbau stabil bis gut entwickelt, ist es für Bau und insbesondere Immobilienspezialisten wie Projektentwickler anhaltend schwierig. Und es könnte noch schwieriger werden. „Der Bau lebt noch vom Auftragsbestand, doch in etwa einem halben Jahr werden wir sehen, wie es um Neuaufträge steht. Die Prognosen sind düster“, erwartet Gracher. „Dann muss man sehen, wie die Branche damit umgeht – denn es ist die erste Krise nach mehr als einem Jahrzehnt Bauboom.“ Insolvenzfälle musste Gracher – anders als noch 2022 – dieses Jahr bisher nicht verzeichnen. Das Krisenmanagement der Versicherer, beobachtet er, sei bemerkenswert professionell. „Einzig für kleinere Mittelständler würde ich mir mehr Unterstützung wünschen.

Prämien- & Ratingentwicklung Q1/20 – Q2/23

 NeuvertragPDS & PRatingAnzahl
2020 Q10,969 %0,65%BBB-4,6340
2020 Q21,010 %0,62%BBB-4,5836
2020 Q31,093 %0,7%BBB-4,8725
2020 Q40,924 %0,6%BBB-4,5028
2021 Q11,003 %0,65%BBB-4,6557
2021 Q21,013 %1,4%BB5,7652
2021 Q31,014 %1,4%BB5,7553
2021 Q40,977 %1,3%BB+5,5039
2022 Q11,052 %1,5%BB5,8738
2022 Q21,098 %1,3%BB+5,4146
2022 Q31,040 %1,3%BB+5,4347
2022 Q41,174 %1,2%BB+5,3777
2023 Q11,063 %1,5%BB5,8036
2023 Q21,156 %1,15%BBB-5,2364

Damit Unternehmen gar nicht erst in Schwierigkeiten geraten, ist die Optimierung ihres Working Capitals wichtig wie lange nicht. „Entscheidend ist dabei auch die Fristenkongruenz – viele decken sich mit kurzfristigen Krediten ein, die aber langfristig benötigt werden. Hier sollten nach Möglichkeiten längere Laufzeiten verhandelt werden“, rät Alfons-Maria Gracher.

Zum Gracher-Kautionspreisindex: Der KPI erfasst die vierteljährliche Prämien- und Ratingentwicklung anhand von rund 50 Neuverträgen über Kautionsversicherungen. Im 2. Quartal 2023 sind 64 Neuverträge in die Daten eingeflossen. Diese Daten liegen Gracher, mit einem Marktanteil von inzwischen 50 Prozent (2022) im gesamten Neugeschäft die klare Nummer 1 im Kautionsversicherungsmarkt, exklusiv vor. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2022 vermittelte Gracher reine Neuverträge mit einem Volumen von rund 2 Mrd. Euro. In den Gracher-KPI fließen bewusst nur Kreditzusagen bis 10 Mio. Euro ein, da einzelne große Kreditzusagen das Gesamtergebnis sonst zu sehr beeinflussen könnten.

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