Die Erholung währte nur kurz: Im 2. Quartal 2024 liegen die Prämien für Neuverträge durchschnittlich wieder auf dem Niveau von Ende 2023. Insbesondere die Preise für Individualverträge erreichen den höchsten Wert seit Erhebung des gracher Kautionspreisindex (gracher KPI) Anfang 2020. Individualverträge basieren – anders als das Standardgeschäft – auf einer eingehenderen individuellen Bonitätsprüfung des jeweiligen Unternehmens. Die Prämiensätze für Standardverträge sind auch gestiegen, aber erreichen kein neues Rekordniveau. Allerdings sind auch die Bonitäten teils deutlich abgerutscht – die Preise entsprechen den schlechteren Ratings. Diese Werte wurden exklusiv vom Finanzierungsspezialisten gracher, Deutschlands größtem Kautionsdienstleister, erhoben. In diesem Quartal sind 65 Verträge mit einem Volumen zwischen 100.000 und 10 Millionen Euro in die Auswertung eingeflossen – so viel wie noch nie in einem 2. Quartal.

Gestiegene Risiken

„Der Prämienanstieg kommt nicht unerwartet“, erläutert Alfons-Maria Gracher, Gründer und Geschäftsführer von gracher. „Zum einen sind die Bonitäten deutlich gesunken, im Individualbereich gegenüber dem Vorquartal um gleich drei Notches. Mit den Risiken steigen auch typischerweise die Prämien. Insofern ist das sogar eine Normalisierung, denn in der Vergangenheit waren die Preise bei höheren Bonitätsanforderungen gestiegen.“ Aktuelle Statistiken zeigen, dass im März 2024 so viele Unternehmen Insolvenz anmelden mussten wie seit knapp acht Jahren nicht. Eine weitere Erklärung dürfte sein, dass manche Versicherer im vergangenen Jahr höhere Schadensfälle zu verkraften; in diesem Jahr wollen sie darum ihre Prämieneinnahmen erhöhen.

Mit einer Ausfallwahrscheinlichkeit von 1,45 Prozent liegt der Quartalswert so hoch wie seit mehr als einem Jahr nicht. Die Ratinganforderungen sind allerdings weiter gesunken: Von BBB- im Jahresendquartal 2023 auf BB+ und nun nur noch BB (Standard & Poor’s Ratingskala). Gracher erwartet aber keinen weiteren deutlichen Änderungen der Parameter: „Wir dürften uns im Jahresverlauf auf diesem Niveau stabilisieren. In den Bestandsverträgen, die allerdings grundsätzlich nicht in den gracher-KPI eingehen, sehe ich moderate oder gar keine Erhöhungen. Obwohl wir mitten in der Geschäftsberichtssaison sind, also die 2023er Bilanzen der Unternehmen vorliegen.“

Rückzug der Banken

Dennoch haben sich erste Kautionsversicherer aktuell aus dem Markt zurückgezogen. „Wir wissen von zwei Anbietern, die derzeit nicht für Neuverträge zur Verfügung stehen“, sagt Gracher. Dennoch hat der Kautionsmakler gracher nach wie vor keine Schwierigkeiten, Anfragen zu platzieren. Die Quote liegt unvermindert bei etwa 95 Prozent.

Deutlich schwieriger, berichtet gracher, werde es hingegen bei Banken. Schon seit Jahren ziehen sie sich aus dem Avalgeschäft zurück. Nun kommen teils drastische Abwertungen der Bonität in den internen Ratingsystemen hinzu. Mehrere Banken, hat Gracher aus dem Markt erfahren, haben beispielsweise Bauunternehmen pauschal um mehrere Notches herabgestuft. Das verteuert nicht nur die Konditionen, sondern kann auch zu einer höheren Ablehnungsquote führen. „Kautionsversicherungen passen sich an die Marktsituation an, aber sie bleiben zuverlässiger Partner“, betont Gracher. „Das sieht man nicht zuletzt an den zahlreichen Neuabschlüssen – wir liegen im ersten Halbjahr 2024 deutlich über dem Vorjahr.“

Liquiditätslage prüfen

Mehr denn je empfiehlt gracher den Kunden, sich frühzeitig mit Liquidität auszustatten. Derzeit werden mehr als 50 Prozent der Forderungen erst verspätet gezahlt, zeigen aktuelle Erhebungen. Mit der Verschärfung der Anforderungen von Banken könnten zudem weniger Finanzierungsoptionen zur Verfügung stehen. Und das Risiko, von der Insolvenz eines Kunden betroffen zu sein, ist so hoch wie lange nicht. Darum ist Liquidität besonders wichtig. „Kreditversicherungen sollten möglichst umfassend genutzt werden“, rät Gracher. Als 360°-Finanzierungsberater kann gracher Unternehmen umfassend dabei unterstützen, die optimale Finanzierungslösung zu finden und eine bessere Liquiditätsvorsorge zu treffen.

Zum Gracher Kautionspreisindex:

Der KPI erfasst die vierteljährliche Prämien- und Ratingentwicklung anhand von zahlreichen Neuverträgen über Kautionsversicherungen. Im 2. Quartal 2024 sind 65 Neuverträge in die Daten eingeflossen. Diese Daten liegen gracher, mit einem durchschnittlichen Marktanteil von rund 50 Prozent im gesamten Neugeschäft die klare Nummer 1 im Kautionsversicherungsmarkt, exklusiv vor. Insgesamt hat gracher im 2. Quartal 140 Verträge im Kautionsbereich abgeschlossen, aber in den gracher-KPI fließen bewusst nur Kreditzusagen von 100.000 bis 10 Mio. Euro ein. Zu kleine oder einzelne große Kreditzusagen könnten das Gesamtergebnis zu sehr beeinflussen